Pflegestudie stößt bei Minister Schweitzer auf offene Ohren

Von: Katie Scholl-Göttlinger

Mit einem Kilogramm; bestehend aus 147 Seiten Zahlen, Daten, Fakten und Forderungen zur häuslichen Pflege in Rheinland-Pfalz, ist die VdK-Pflegestudie ein echtes Schwergewicht. VdK-Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger hat die Ergebnisse nun dem rheinland-pfälzischen Pflegeminister Alexander Schweitzer überreicht.

Zwei Männer im Anzug sitzen an einem Tisch und halten eine Broschüre in die Kamera.
VdK-Pflegestudie: VdK-Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger (rechts) überreicht Sozial- und Pflegeminister Alexander Schweitzer Zahlen, Daten, Fakten und Forderungen zur häuslichen Pflege in Rheinland-Pfalz. © VdK|Scholl-Göttlinger

Eine Stimme für Betroffene

„Häusliche Pflege findet häufig im Verborgenen statt. Mit der VdK-Pflegestudie haben wir es geschafft, erstmals ganz konkrete Zahlen und Forderungen für Rheinland-Pfalz zu veröffentlichen. Wir geben den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen damit eine Stimme“, erklärt VdK-Landesverbandsvorsitzender Jäger. Und die Forderungen stoßen bei Pflegeminister Schweitzer auf offene Ohren: „Das Thema ‘Pflege’ brennt. Es gibt zurzeit kein Thema, das die Menschen – und somit auch mich bei meiner sozialpolitischen Arbeit – mehr beschäftigt.“

Nächstenpflege als Wunsch

77 Prozent der befragten Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer äußerten den Wunsch, weiterhin zu Hause gepflegt zu werden. Doch das geht nur, wenn hierfür die Rahmenbedingungen stimmen. „Das häusliche Wohnumfeld und Barrierefreiheit spielen hier eine entscheidende Rolle“, betont Moritz Ehl, VdK-Abteilungsleiter Sozialpolitik und Sozialrecht.

Laut VdK-Studie mussten drei Viertel der Pflegehaushalte in Rheinland-Pfalz zur Finanzierung von häuslichen Umbauten auf Ersparnisse zurückgreifen. Von denen, die trotz Notwendigkeit nicht umgebaut haben, gaben 27 Prozent finanzielle Gründe an. „Hier muss die Politik ran und bessere Fördermöglichkeiten schaffen. Im neu eingeführten Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz wurden Wohnumfeld verbessernde Maßnahmen zum Beispiel komplett außen vorgelassen“ , kritisiert Ehl.

Forderungen an Landespolitik

Die VdK-Studie gibt auch Antworten auf die Frage, wie die Landespolitik Pflegebedürftige und ihre Angehörigen entlasten kann. 69 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Geld für die Pflege. Und 56 Prozent der pflegenden Angehörigen sowie 39 Prozent der Pflegebedürftigen fordern leichter zugängliche Entlastungsangebote.

„Mit einem flexibleren Budget, etwa als Landespflegegeld, und einer Vereinfachung der Nachbarschaftshilfe, könnte die Landespolitik helfen“, richtet VdK-Landesverbandsvorsitzender Jäger seine Forderungen direkt an Pflegeminister Schweitzer. Auch fehle in Rheinland-Pfalz ein Übersichtsportal für verfügbare Plätze in der Kurzzeitpflege. Bisher müsse man die Heime mühevoll abtelefonieren, um einen freien Platz zu finden. Schweitzer erklärt, dass er sich vorstellen könne, die Online-Plattform Externer Link:Sozial-Portal Rheinland-Pfalz diesbezüglich weiter auszubauen.

„Nach der Pflegereform ist vor der Pflegereform“

Auch auf Bundesebene will sich Schweitzer für Verbesserungen in der häuslichen Pflege einsetzen, da das „Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetzes“ den ambulanten Bereich und die ländlichen Strukturen in Rheinland-Pfalz zu wenig berücksichtige. „Nach der Pflegereform ist vor der Pflegereform“, so Pflegeminister Schweitzer. “Deshalb sind wir dankbar für die VdK-Studie.“

Hintergrund

Die VdK-Pflegestudie ist mit 54.000 Teilnehmenden die deutschlandweit größte Befragung zur Externer Link:Nächstenpflege. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf der Politik.

Die VdK-Pflegestudie liefert erstmals auch umfassende Zahlen zur häuslichen Pflege in Rheinland-Pfalz. Insgesamt haben 841 Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer teilgenommen. 65 Prozent der Teilnehmenden waren weiblich, 35 Prozent männlich. Die Studie aus dem Jahr 2023 basierte auf der Befragung von drei Personengruppen: pflegende Angehörige (64 Prozent), Pflegebedürftige (20 Prozent) und Personen ohne Pflegeerfahrung (16 Prozent).

Externer Link:Abschlussbericht der bundesweiten Pflegestudie