VdK: „Landesregierung muss Armut wirksamer bekämpfen“
Deutliche Kritik an der Sozialpolitik der Landesregierung übt der Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz. „Die bisherigen Anstrengungen zur Armutsbekämpfung reichen nicht aus“, erklärt VdK-Landesverbandsvorsitzender Willi Jäger anlässlich der Veröffentlichung des 7. Armuts- und Reichtumsberichts.
Regionale Unterstützung
Die Armutsgefährdungsquote im Land liegt aktuell bei 17,1 Prozent und damit über dem Bundesdurchschnitt (16,6 %). Besonders besorgniserregend ist der Anstieg um 1,5 Prozentpunkte seit 2017. Regionale Unterschiede sind gravierend: Während in der Westpfalz fast jeder Fünfte von Armut bedroht ist (19,5 %), liegt die Quote in der Region Rheinhessen-Nahe bei lediglich 0,6 Prozent. Der VdK fordert daher gezielte, auf die jeweilige Region abgestimmte Unterstützungsmaßnahmen.
Wohnraumversorgung verbessern
Seit 2010 hat sich die Zahl der Sozialwohnungen im Land in etwa halbiert. Der Rückgang hat sich laut Bericht um 2,4 Prozent im letzten Jahr „verlangsamt” – der VdK moniert, dass eine Stabilisierung nicht das Ziel sein kann. Er fordert stattdessen eine Trendwende und einen deutlichen Zuwachs beim sozialen Wohnungsbau. VdK-Vorsitzender Willi Jäger: „Der Bericht geht nur auf wenigen Seiten auf die soziale Wohnraumförderung ein, vermutlich weil Rheinland-Pfalz hier nicht besonders gut dasteht.”
Strukturell benachteiligte Gruppen unterstützen
Ein besonderer Fokus muss auf strukturell benachteiligte Gruppen gelegt werden. In Rheinland-Pfalz sind fast 46 Prozent der Alleinerziehenden armutsgefährdet. Auch jüngere Menschen, ältere Frauen, erwerbsgeminderte Personen, Menschen mit Behinderung, Erwerbslose, Menschen mit geringer Qualifikation sowie Personen mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich betroffen. Der VdK fordert daher gezielte, auf die jeweilige Personengruppe abgestimmte Unterstützungsmaßnahmen.
Mehr in Bildung investieren
Der VdK mahnt zudem verstärkte Investitionen in Bildung an: 2023 verfügten 19,5 Prozent der 25- bis 65-jährigen Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer über keinen beruflichen Abschluss – das ist deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt (16,8 %) und ein Anstieg gegenüber 2017 (16,3 %).
Bürokratie-Dschungel verhindert Hilfe
Zudem kritisiert der VdK die hohen Quoten bei der Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen. Beim Wohngeld liegt diese laut Bericht bei rund 50 Prozent, beim Kinderzuschlag sogar bei bis zu 70 Prozent. „In unseren VdK-Beratungsstellen merken wir immer wieder, dass viele Menschen die Formulare nicht verstehen – der Bürokratiedschungel versperrt ihnen den Weg zu dringend benötigter Hilfe“, warnt Jäger. Der VdK fordert eine verständlichere Sprache und niedrigschwelligere Zugänge zu Unterstützungsleistungen.
Verantwortlich: Katie Scholl-Göttlinger
7. Armuts- und Reichtumsbericht
Die Landesregierung Rheinland-Pfalz veröffentlicht in regelmäßigen Abständen Berichte über die Entwicklung von Armut und Reichtum in Rheinland-Pfalz. Der aktuelle Bericht bezieht sich auf Statistiken aus den Jahren 2017 bis 2023.
Der Bericht in voller Länge: Externer Link:https://mastd.rlp.de/fileadmin/06/04_Soziales/Soziales_Dokumente/7._Armuts-_und_Reichtumsbericht_der_Landesregierung_lt.pdf