Im Rollstuhl zu den 9. Weltspielen nach Rom
1960 wurde in den VdK-Medien über die Teilnahme einer deutschen Delegation an den 9. Weltspielen der Querschnittsgelähmten berichtet. Seit diesem Sportereignis speziell für Menschen mit Behinderungen in Rom, finden die Paralympics alle vier Jahre statt, immer im selben Jahr wie die Olympischen Spiele. Lesen Sie einen Textauszug.

Die olympischen Sportstätten in Rom erlebten in der Zeit vom 19. bis 24. September 1960 eine besondere Art von Wettkämpfen, die wohl im olympischen Geiste ausgetragen wurden, aber nichts mit Rekorden oder Höchstleistungen zu tun hatten. Auch bei den 9. Weltspielen der Querschnittsgelähmten ging es selbstverständlich um sportliche Lorbeeren - sonst wären es ja keine Wettkämpfe -, aber bereits vor die Teilnahme war ein Preis gesetzt, der nicht hoch genug gewertet werden kann, nämlich der Sieg über sich selbst!
Neulinge und alte Kämpfer
Aus zwei Frauen und dreizehn Männern bestand die Mannschaft des Deutschen Versehrtensportverbandes, die mit Sanitätsflugzeugen der Deutschen Bundeswehr nach Rom und zurück geflogen wurde. Neben den Kriegsbeschädigten waren es Unfallbeschädigte und an Kinderlähmung Erkrankte, die den Weg zum Versehrtensport gefunden hatten. Ebenso bestand eine gesunde Mischung zwischen „Neulingen" und alten „Kämpfern". Mit dieser Mannschaft war es eine Freude, an den 9. Weltspielen in Rom teilzunehmen.
Flug als Mutprobe
Wenn auch der Flug durch ungünstige Wetterverhältnisse zu einer Mutprobe wurde, so gebührt den Flugzeugbesatzungen und dem Verteidigungsministerium doch eine hohe Anerkennung für diese erneut bewiesene herzliche Kameradschaft und Hilfeleistung. Mit südlichem Temperament und viel Begeisterung für die Sache hatte das italienische Nationale Arbeitsunfallversicherungsinstitut (INAIL) die Ausrichtung dieser Spiele übernommen, und zum ersten Male fanden diese nicht auf englischem Boden statt.
265 Aktive bei der Leichtathletik
Die leichtathletischen Wettkämpfe, alle vom Rollstuhl ausgeführt, umfassten den Fünfkampf, Speerweitwurf. Speerzielwurf, Kugelstoßen, Bogenschießen und Keulenweitwurf. Jede Disziplin besaß, eingeteilt nach der Schwere der Verletzung, drei Klassen (A. B. C, wobei C die der am leichtest Beschädigten war) und die Aufteilung für Männer und Frauen. Fast 270 Teilnehmer hatten sich zu diesen Übungen gemeldet, und es war eine Freude, sie auf den herrlichen Anlagen des Sportplatzes Tre Fontane (drei Quellen) zu beobachten. Es ist Chronistenpflicht, auch die sportlichen Ereignisse festzuhalten. […]
Sonderaudienz beim Papst
Erlebnis und Höhepunkt für viele Gläubige wurde eine Sonderaudienz, die der Heilige Vater, Papst Johannes XXIII. den gelähmten Wettkämpfern und ihren Begleitern im Vatikan gewährte. Der Papst fand herzliche und anerkennende Worte für die querschnittgelähmten Sportler.
Abschied von Rom
Ein Fest der internationalen Freundschaft ist vorüber. Tausende von Kilometern weit fahren die Teilnehmer zurück in ihre Heimat. Strapazen und persönliche Opfer sind vergessen, überstrahlt von den Erinnerungen an die schönen Tage in Rom. Männer und Frauen aus Australien, Europa, Amerika und Afrika maßen ihre sportlichen Kräfte auf dem geschichtlichen Boden Italiens, gemeinsam sangen sie ihre Lieder und erneuerten alte Freundschaften. Verbunden durch gleiches Leid und geeint durch die Idee der Stoke Mandeville Games von Professor Dr. Ludwig Guttmann entstand ein Symbol der Völkerverständigung, das seinen Beitrag zum Frieden der Welt leisten wird.