„Boah! Morgen werde ich Muskelkater haben“
Förderschülerinnen und -schüler der Peter-Jordan-Schule in Mainz trainieren zurzeit für die Special Olympics. Die VdK-Zeitung war beim Training dabei.

Inklusives Sportgroßereignis
Wer wissen möchte, warum eine Wäscheklammer beim 800-Meter-Lauf äußerst hilfreich sein kann, sollte das Training der Förderschülerinnen und -schüler der Peter-Jordan-Schule in Mainz besuchen. Derzeit bereiten sich die Mädchen und Jungen intensiv auf die Special Olympics vor. Vom 20. bis 22. Mai werden 970 Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen an diesem inklusiven Sportgroßereignis in der Landeshauptstadt teilnehmen.
„Auf die Plätze! Fertig! Los!“
„Auf die Plätze! Fertig! Los!“ – mit einem lauten Knall schlagen die Startklappen aufeinander, und Daniel sprintet los. Der Jugendliche in leuchtend roter Sporthose und froschgrünem T-Shirt, an dem eine Wäscheklammer befestigt ist, setzt sich sofort an die Spitze des Läuferfelds – dicht gefolgt vom 17-jährigen David. Insgesamt elf Schülerinnen und Schüler der Peter-Jordan-Schule trainieren an diesem Morgen auf der 400-Meter-Bahn des TSV Schott in Mainz.

Begleitet und motiviert werden die Jugendlichen von einem sechsköpfigen Betreuungsteam: Dazu gehören die pädagogische Fachkraft Biggi Merret, Förderschullehrerin Anna-Lisa Karl, Referendar Levin Dietrich, eine Integrationskraft sowie zwei Freiwillige im Sozialen Jahr. Trotz ihrer grünen Team-Shirts, die sie als Einheit zeigen, bringt jede Schülerin und jeder Schüler eigene Stärken und besondere Herausforderungen mit – sei es durch eine kognitive Beeinträchtigung, Entwicklungsverzögerung oder Autismus.
Motivation in der Gruppe
Nach einer 400-Meter-Runde bleibt Daniel prustend stehen. „Schmeiß die Wäscheklammer in den Reifen und dann noch eine Runde!“, ruft Biggi Merrett. Dann muss sie über den entsetzten Blick des Schülers schmunzeln.
Jetzt zieht David das Tempo an, er überholt Daniel und sprintet siegessicher nach 800-Metern ins Ziel. „Es hat Spaß gemacht meinen Freund zu überholen. Aber ich muss für den Wettkampf noch mehr trainieren“, zeigt sich der 17-Jährige ehrgeizig.


Während er souverän Interviewfragen beantwortet, liegen drei seiner Mitschüler schnaufend auf der roten Laufbahn, ein Mädchen spaziert ins Ziel, und ein Junge hat bereits nach der ersten Runde aufgegeben. Doch das Trainerteam motiviert die schnaufenden Teenager bereits für die nächste Disziplin: den 100-Meter-Lauf.
„Mädels! Anfeuern!“
Die elfjährige Lilli dehnt sich an der Startlinie. „Laufen macht Spaß, aber es ist auch anstrengend“, erklärt sie ehrlich. Doch Lilli weiß, wie man sich motiviert: „Mädels! Anfeuern!“, ruft sie ihren Freundinnen zu. Und die legen sofort los – lautstarke Lilli-Sprechchöre begleiten sie die gesamte Strecke. Erst als Lilli das Ziel erreicht, werden die Rufe leiser.
„Boah, Frau Merret, morgen hab ich Muskelkater!“, stöhnt sie, grinst – und schlurft tapfer zur nächsten Disziplin: dem Schlagballwerfen.
Danach geht es zum Weitsprung. Hier nimmt Biggi Merret Schülerin Amelie beim Anlauf an die Hand, um gemeinsam mit ihr das richtige Abspringen vom Brett zu üben. Der erste Versuch klappt noch nicht ganz, aber Amelie wird mit jedem Sprung besser. Und schließlich gelingt ihr der sichere Absprung: mit rosa Sonnenbrille auf der Nase und farblich passenden rosa Sportschuhen – sportlich wie modisch ein Volltreffer.
Selbstwertgefühl steigern
Amelie ist nicht die Einzige, die ab und zu von den Pädagoginnen und Trainern sprichwörtlich an die Hand genommen werden muss. Doch die Vorfreude auf den sportlichen Wettkampf ist groß. „Ich finde es schön, dass unsere Schülerinnen und Schüler während der Special Olympics mit Kindern aus anderen Schulen und Städten in Kontakt kommen. Und das Tolle ist, jeder wird am Ende geehrt,“ sagt Biggi Merret, die zurzeit jeden Freitag mit den Kindern trainiert. Ihre Kollegin Anna-Lisa Karl ergänzt: „Die Teilnahme an den Wettkämpfen ist wichtig für das Selbstwertgefühl der Schüler. Und eine so große Veranstaltung wird bestimmt ein unvergessliches Erlebnis, bei dem alle viel Spaß haben“.

Wie viel Freude das Training macht, zeigt sich bei der letzten Übungseinheit des Morgens: Einbeiniges Hüpfen durch Reifen – bei jedem dritten Sprung wird das Bein gewechselt. „Ups, da hat ja jemand die Schuhe falsch rum an“, staunt Biggi Merret beim Blick auf die Füße einer Schülerin. Die Szene sorgt für Gelächter – und zeigt, dass beim Training nicht Perfektion und Leistung, sondern Spaß und Miteinander im Mittelpunkt stehen.
Special Olympics 2025 in Mainz
Ganz im Zeichen der Olympischen Spiele finden in Mainz vom 20. bis 22. Mai 2025 die Landesspiele von Special Olympics Rheinland-Pfalz statt.
Die Veranstaltung beginnt mit einem feierlichen Fackellauf entlang des Rheinufers. 970 Athletinnen und Athleten mit geistiger Beeinträchtigung treten in insgesamt elf Disziplinen an – im fairen Wettstreit miteinander und gegeneinander.
Die Veranstalter erwarten rund 4.000 Teilnehmende, Helfende und Zuschauende. Neben beliebten Sportarten wie Leichtathletik, Fußball und Tischtennis können sich Besucherinnen und Besucher auch auf niedrigschwellige Mitmachangebote sowie ein vielfältiges kulturelles Rahmenprogramm freuen.
Auch der VdK-Kreisverband Mainz-Bingen ist mit dabei: Am 21. Mai informiert er mit einem eigenen Stand auf der Landesspielemeile im Mainzer Volkspark über seine Arbeit und Angebote.
Externer Link:www.mainz.de/freizeit-und-sport/special-olympics.php