Armut im Fokus

Wir rücken das Thema “Armut in Rheinland-Pfalz” in den Fokus. Besuchen Sie unsere interaktive Ausstellung. Finden Sie heraus, was es bedeutet arm zu sein und lernen Sie die verschiedenen Gesichter von Armut kennen. 

Eine Kollage aus acht Fotos zum Thema Armut. In der Mitte ist ein Logo mit dem Schriftzug "Armut im Fokus".
© VdK

Infos zur Ausstellung

Ausstellungszeitraum: 13. Mai bis 6. Juni 2025 (siehe Anmeldedetails)

Anmeldeschluss: 31.03.2025

Kontakt: Externer Link:armutimfokus@rlp.vdk.de 

Veranstaltungsort: Ladenlokal im Erdgeschoss der VdK-Landesverbandsgeschäftsstelle, Kaiserstraße 62, 55116 Mainz.

Wichtiger Hinweis: Ein Besuch ist vorerst nur für VdK-Mitglieder und nach vorheriger Anmeldung möglich. Alle wichtigen Herunterladen:Anmeldedetails zum Download (PDF, 155 KB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)

Armut in RLP in Zahlen

In RLP arbeiten
312.000
Menschen im Niedriglohnsektor

3 typische Armutsbiografien

"Eine unvorhersehbare Krankheit kann alles verändern."

Dieter (57), Arm durch Krankheit

  • Karrierebeginn: Festangestellter LKW-Fahrer, gutes Einkommen.
  • Krankheit: Bandscheibenvorfall mit dauerhaften Schmerzen. Längere Krankheitsphasen.
  • Berufsunfähigkeit: Aufgabe des Berufs mit 50 Jahren. Erwerbsminderungsrente.
  • Spätfolgen: Rente reicht nicht, Verschuldung durch notwendige medizinische Hilfsmittel.

  • In Rheinland-Pfalz haben 322.000 Menschen eine Schwerbehinderung, dies entspricht 8% der Bevölkerung (2023). Die meisten Behinderung werden im Laufe des Lebens erworben, nur zwei Prozent der Menschen mit Schwerbehinderung eine angeborene Behinderung (Externer Link:Statistik RLP).
  • Die durchschnittliche Höhe der Erwerbsminderungs-Rente (EM-Rente) liegt bei 1.052 Euro für EM-Rentner und bei 895 Euro für EM-Rentnerinnen Durchschnittlich waren EM-Rentner:innen im Jahr 2022 zu Beginn der EM-Rente etwas über 54 Jahre alt. (Externer Link:Rentenreport).
  • Für spezielle Ernährung oder bei einer Gehbehinderung mit entsprechenden Nachweisen gibt es einen Anspruch auf Mehrbedarf in der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (Externer Link:Familienratgeber). Dies deckt jedoch zum einen nicht alle Kosten ab, und zum anderen auch nicht die Mehrausgaben, die aufgrund anderer Krankheiten und Behinderungen entstehen.
  • Krankheiten und Behinderungen können große Kostenfaktoren sein. Zuzahlungen zu Medikamenten, Fahrtkosten zu Ärzt:innen, benötigte Hilfsmittel, die Pflege- oder Krankenkasse nicht übernehmen sind Kostentreiber, und müssen aus eigener Tasche gezahlt werden.
  • In 2024 waren 1,08 Millionen Menschen wegen Erkrankung, Sucht und Unfall überschuldet. Die Überschuldungsfälle stiegen aus diesen Gründen sind seit 2008 um 47% gestiegen (Externer Link:Schuldneratlas).

"Sorgearbeit wird nicht nur nicht bezahlt, sie kann direkt in die Armut führen."

Petra (73 Jahre), ein Leben lang gearbeitet und trotzdem arm

  1. Karrierebeginn: Start in einer Vollzeitstelle nach der Ausbildung.
  2. Familienpflichten: Aufgabe der Vollzeitstelle, um Kinder zu betreuen.
  3. Pflege der Eltern: Jahrelange unbezahlte Pflege der Eltern, Wechsel in einen Minijob.
  4. Rente: Niedrige Rentenansprüche unterhalb des Existenzminimums, lebt in einer kleinen Sozialwohnung.

  • Rentenlücke Rheinland-Pfalz 2023 bei 36 Prozent (DGB Rentenreport)
  • Altersrenten Rheinland-Pfalz: Neurenten Frauen 842 Euro zu Männer 1.307 Euro;
  • Bestandsrenten Frauen 772 Euro zu Männer 1.356 Euro
  • Frauen haben viel seltener als Männer Anspruch auf betriebliche Altersvorsorge (8 zu 24 Prozent)
  • Frauen leisten im Schnitt pro Woche 30 Stunden unbezahlte Sorgearbeit
  • Frauen arbeiten häufig gar nicht oder in Teilzeit, weil sie den Großteil der Sorgearbeit, also Kindererziehung und Pflege von Angehörigen, übernehmen. Letztes Jahr leisteten Frauen täglich 79 Minuten mehr Sorgearbeit als Männer, das ist ein Unterschied von 44,3%. Diese Lücke wird auch Gender Care Gap genannt (Externer Link:BMFSFJ).
  • Minijobs sind kein sozialversicherungspflichtiges Versicherungsverhältnis und bieten neben dem geringen Lohn kaum soziale Absicherung.
  • Am Ende einer weiblichen Erwerbsbiographie stehen viele Zeiten von Teilzeitarbeit, geringfügiger Beschäftigung und Sorgearbeit. Dies alles zusammen führt zu einer kleinen Rente. Rentnerinnen bekamen durchschnittlich 842 Euro Renten im Jahr 2022 in Rheinland-Pfalz, Rentner im Durchschnitt 1.307 Euro (Externer Link:Rentenreport).

"Armut trifft nicht nur Einzelne, sondern oft ganze Familien."

Mara (39) und Nico (41), Armut betrifft ganze Familien

  • Geringe Aufstiegschancen: Mara arbeitet als Pflegehelferin, Nico als Paketfahrer, das Einkommen reicht knapp
  • Krise und drohende Überschuldung: steigende Kosten für Miete und Energie bedrohen die Familie, sie gehen in den Dispo-Kredit, um über die Runden zu kommen
  • Nichtinanspruchnahme von Sozialleistungen: Sie haben keine Kenntnis, dass sie Anspruch auf aufstockende Leistungen sowie auf Bildungs- und Teilhabeleistungen für ihre schulpflichtige Tochter hätten, und stellen daher keine entsprechenden Anträge
  • Stigmatisierung: sozialer Rückzug, da sie sich Freizeitangebote kaum mehr leisten können, Ablehnung von Hilfe aus Scham

  • In Rheinland-Pfalz sind viele Menschen trotz Erwerbstätigkeit von Armut betroffen, im April 2023 arbeiteten etwa 312.000 Beschäftigte im Niedriglohnsektor, das sind 18 Prozent aller Beschäftigten (mehr als in Gesamt-Deutschland, wo es 16 Prozent sind). Überdurchschnittlich betroffen sind Frauen, 21 Prozent von ihnen verdienen weniger als 13,04 Euro pro Stunde, bei den Männern nur 15 Prozent.
  • Soziale Bildungsmobilität ist gering, von 100 Kindern, deren Eltern nicht studiert haben, beginnen nur 27 ein Studium, 20 schaffen einen Bachelor-, 11 einen Masterabschluss. Von 100 Akademikerkindern studieren 79.
  • Steigende Energiekosten machen vielen Haushalten zu schaffen, 2023 wurde mehr etwa 10.300 Haushalten in Rheinland-Pfalz wegen unbezahlter Rechnungen zeitweise der Strom abgestellt. Jeder zwölfte Haushalt kann die Wohnung nicht angemessen heizen.
  • Von 54.363 Kindern zwischen sechs und 15 Jahren, die 2022 in Rheinland-Pfalz im Hilfesystem nach SGB II erfasst waren und theoretisch einen Anspruch von 15 Euro im Monat hätten, wurden für 4.437 auch Leistungen für Bildung und Teilhabe bewilligt, das sind nur acht Prozent.